Gesundheitswissen erlebbar machen
Mit dem Holzzug geht es durchs „Gesund-und-lecker-Land“. In den Waggons sind alle Lebensmittel, die man für den täglichen Bedarf so braucht: In den Waggons der ersten Klasse sind Obst und Gemüse, dahinter kommen Brot, Reis und Nudeln, tierische Produkte und ganz am Ende auch ein kleiner Wagen mit Süßigkeiten. Mit der kleinen Eisenbahn visualisieren die Mitarbeitenden der KiTa Künsebeck die Richtlinien zu einer gesunden Ernährung. Seit Februar schon setzen sie das von der AOK finanzierte Kita-Programm JolinchenKids um, das die Gesundheit von Kindern bis sechs Jahren fördert. Im Mittelpunkt der drei Module des Programms stehen Ernährung, Bewegung und seelisches Wohlbefinden.
„Wir haben mit 17 Erzieherinnen und Erziehern an einer Fortbildung teilgenommen und viel Material bekommen, dazu haben wir noch eigene Ideen entwickelt“, erzählt Erzieherin Christiane Brinker. Gemeinsam mit der zentralen Figur des Projekts, dem Drachenkind Jolinchen, haben die 74 Kinder des Familienzentrums zunächst einiges probiert. Jeden Tag stand etwas Neues auf dem Programm: erst Getränke von Wasser über Apfel-Tee bis zu Säften, dann verschiedene Obst und Gemüsesorten und später Vollkornbrot, Knäcke und Co. „Aber immer nur ein kleines bisschen, damit jeder ausprobieren konnte, was er mag. Vor allem beim Thema Käse war es interessant wie die Kinder auf Frischkäse, aber auch auf intensivere Sorten wie Schafskäse reagiert haben“, berichtet Christiane Brinker.
Danach standen unter anderem Malaktionen zum richtigen Befüllen einer Brotdose und eine selbst gebastelte Ernährungspyramide an. Und ein wöchentlich stattfindendes reichhaltiges, gesundes Frühstück gehört nun fest zum Programm. Jede Woche ist eine Gruppe dafür verantwortlich und bereitet für alle zu einem Thema passend die Mahlzeit zu. Der „Wackelpudding“ ist dabei einer der Favoriten der Kinder – nur, dass dieser Wackelpudding nicht aus geliertem Zuckerwasser, sondern aus Chiasamen besteht. Gesundheitswissen wird für die Kinder unterhaltsam und spielerisch erlebbar und viele kommen auf den Geschmack von gesünderen Produkten.
Auch beim Mittagessen achtet Köchin Sandra Lassahn auf frische Produkte, bei ihr kommen keine Fertigprodukte auf den Tisch. Das Dessert besteht inzwischen aus Obst- und Gemüse-Rohkost anstatt aus Schokopudding und Co. „Aber es geht nicht darum, den Kindern etwas zu verbieten. Es geht darum ihnen zu zeigen, wovon man wie viel essen kann – auch Süßigkeiten sind erlaubt, aber eben in Maßen“, sagt Christiane Brinker. Und das Erlebnis rund ums Essen beginnt für die Kinder auch schon beim Einkauf, denn der wird für die überwiegend regionalen und saisonalen Produkte mit dem Bollerwagen zu Fuß größtenteils beim Biohof Künsemöller abgeholt. „Uns ist es auch wichtig die Eltern aktiv einzubeziehen und mit ins Boot zu holen. Deswegen besprechen wir das Thema auch mit ihnen oder geben den Kindern Tipps für zuhause mit“, erzählt die Erzieherin. „unser Ziel ist es, dass die Kinder unterschiedliche Lebensmittel kennen lernen und wissen, was gut für sie und ihren Körper ist.“
Wenn es wärmer wird, sollen auch wieder Kräuter, Tomaten, Zucchini und Kürbisse auf dem KiTa-Gelände und demnächst auch auf dem Gemeindeacker am benachbarten Künsebecker Gemeindehaus angepflanzt und geerntet werden. Insgesamt läuft das Programm über zwei Jahre, als nächstes soll es um Bewegung und Fitness gehen und am Ende um das seelische Wohlbefinden. „Wir wollten das schon lange machen, aber dann kam Corona dazwischen und wir konnten keine Fortbildung machen. Wir sind froh, dass wir es jetzt umsetzen können“, erzählt Christiane Brinker.