„Wir waren Pioniere“!
In 50 Jahren ist viel passiert: die Gruppengröße der Kita Sonnenland hat sich mehrfach verändert, das pädagogische Konzept auch und aus der vormals aus Teer bestehenden Außenanlage wurde inzwischen ein Abenteuerspielplatz. Begonnen hat alles am 7. Februar 1968: an diesem Tag gründeten Eltern noch nicht schulpflichtiger Kinder die Interessengemeinschaft „Kindergarten Häger“, da sie gerne vor Ort eine Betreuung für ihre Kinder haben wollten. Bis dahin mussten die Kinder nach Werther oder Spenge gebracht werden oder wurden zuhause betreut. Als Grundstück bot sich das unbebaute Land der Kirchengemeinde in Häger an, Bauherr wurde die Gemeindeverwaltung. Die Trägerschaft übernahm die Evangelische Kirche. „Wir waren Pioniere. Lange Zeit war die Evangelische Kirche Monopolist auf dem Gebiet der Kindergärten, hier in Werther hatten damals nur wir schon Einrichtungen“, erzählt Pfarrer Hartmut Splitter.
Am 16. Oktober 1972 wurde der Kindergarten schließlich eröffnet und 60 Kinder in zwei Gruppen wurden von drei Erzieherinnen und der ersten Leiterin Brigitte Weitkamp betreut. Im Vorfeld hatte auch der Ortsteil Langenheide sich um den Kindergarten bemüht, nach der Eröffnung gab es deshalb einen Kompromiss: die Kinder aus Theenhausen und Langenheide wurden mit einem Kindergartenbus nach Häger gefahren, noch bis 2013 gab es diesen Fahrservice.
Große Umbrüche gab es durch Änderungen im Gesetz über Tageseinrichtungen für Kinder des Landes Nordrhein-Westfalen, das zu einer Verkleinerung der Gruppengrößen führte, so dass nur noch 42 Kinder betreut werden konnten. 1988 wurde zusätzlich eine Notgruppe mit 13 Kindern eingerichtet, die für fast 10 Jahre bestand. Auch heute ist der Bedarf wieder hoch, weswegen 2021 eine neue dritte Gruppe im ehemaligen Hägeraner Gemeindehaus neben der Kirche einzog.
Auch inhaltlich hat sich in den 50 Jahren viel geändert, denn zu Beginn galt der Kindergarten als reine Vorbereitung auf die Schule. „Heute geht es um die Vorbereitung für das Leben und eine größtmögliche Autonomie und Teilhabe für die Kinder“, berichtet Sven Borgsen, stellvertretender Geschäftsführer des Trägerverbunds der Tageseinrichtungen für Kinder (TfK) im evangelischen Kirchenkreis Halle. Anstatt in der Großgruppe alle Kinder dasselbe machen zu lassen, wird heute im teiloffenen Konzept auf jedes Kind einzeln eingegangen. „Wir gucken, was das Kind machen möchte, worauf es Lust hat und möchten damit die Kreativität der Kinder fördern“, erläutert Kita-Leiterin Sabrina China.
Natürlich spielt auch die frühkindliche Erziehung eine große Rolle, denn die meisten Kinder verbringen den Großteil ihres Tages in der Einrichtung. Während vor 50 Jahren viele Mütter zuhause blieben und die Kinder nur in Ausnahmefällen nachmittags in der Kita waren, ist dies inzwischen die Regel. Deswegen ist der Einrichtung auch der Kontakt mit den Eltern so wichtig und ein regelmäßiger Austausch über die Entwicklungen und Erlebnisse der Kinder. „Gerade durch Corona ist vielen aufgefallen, wie wichtig für die Kinder so ein sicherer Ort der Betreuung ist. Die Kinder in der Einrichtung sind an der Situation sogar gewachsen und selbstständiger geworden, dadurch dass ihre Eltern in der Zeit nicht mit in die Kita durften“, berichtet Erzieher Matthias Temme. Bei Kindern, die in der Pandemie geboren wurden und keine Kontakte zu Gleichaltrigen hatten, bemerken die 11 Mitarbeitenden der Kita hingegen viele Probleme im sozialen Miteinander und Defizite in der sozialen Kommunikation. Ein weiteres schwieriges Thema ist der Fachkräftemangel, der auch in Häger spürbar ist.
Doch trotz aller Schwierigkeiten soll das Jubiläum noch gebührend gefeiert werden: und zwar am 7. Mai dieses Jahres.