Politiker informieren sich über aktuelle Herausforderungen in der Kita

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Gemeinsam sprachen (von links) Sven Borgsen (stellv. Geschäftsführer TfK-Verbund), Synodalassessorin Birgit Gillmann, Marlene Ens (TfK-Geschäftsführerin), der Bundestagsabgeordnete Ralph Brinkhaus, der Landtagsabgeordnete Thorsten Klute, Kita-Leiterin Nadine Schech, Superintendent Dr. André Heinrich und Simone Grundmann (Fachberaterin) über Herausforderungen im Kita-Bereich. Bild: Ev. Kirchenkreis Halle

Ein Blick in die Arche, den Speisesaal der Kita Regenbogen, werfen Ralph Brinkhaus und Thorsten Klute gerne. Auch das Außengelände nehmen die beiden Politiker in Augenschein, bevor sie mit Leiterin Nadine Schech weiter über aktuelle Herausforderungen sprechen. Der nach hinten verlegte Einschulungstermin verursache Bauchschmerzen, erklärt die Kita-Leiterin, weil viele Kinder schon eingeschult werden, obwohl sie noch nicht so weit sind. Außerdem könne man im Bereich Ernährung viel mehr leisten, allerdings fehle dafür das nötige Personal, um zum Beispiel mit den Kindern gemeinsam Essen zuzubereiten und dabei spielerisch über gesunde Kost aufzuklären.


Der Landtagsabgeordnete Thorsten Klute und der Bundestagsabgeordnete Ralph Brinkhaus schlossen mit der Tour durch die Kita Regenbogen ihren Besuch im Evangelischen Kirchenkreis Halle ab. Superintendent Dr. André Heinrich, seine Stellvertreterin Birgit Gillmann sowie das Team des Kita-Verbands Marlene Ens (Geschäftsführerin), Sven Borgsen (stellv. Geschäftsführer) und Simone Grundmann (Fachberaterin) hatten zu einem Gespräch über die Situation in den Kitas eingeladen. 22 Einrichtungen sind unter der Trägerschaft des Kirchenkreises – und alle haben mit denselben Herausforderungen zu kämpfen.


Gerade erst sind Inflationsausgleichszahlungen angewiesen worden an die rund 430 Mitarbeitenden in den Kitas der Trägerschaft des Kirchenkreises, dazu kommen die verdienten Tariferhöhungen. Die Personalkosten steigen dadurch im Vergleich zum Vorjahr um eine gute Million, doch das Kinderbildungsgesetz (KiBiz) deckt diese Refinanzierung nicht ab. Auch die Kostensteigerungen bei Betriebskosten und Investitionskosten sind nicht ausreichend berücksichtigt.

Die Kinder der Kita Regenbogen hatten ihre Wünsche für die Zukunft aufgemalt und übergaben sie auch an Thorsten Klute. Bild: Ev. Kirchenkreis Halle


„Die Diskussion über die Refinanzierung der Tarifabschlüsse geht vielleicht im Landtag noch über das Ende des Jahres hinaus, so dass wir im nächsten Jahr wahrscheinlich fast nur noch kommunale Kitas haben werden, dadurch geht uns die Trägervielfalt verloren und anstatt neue dringend benötigte Plätze in Kitas zu schaffen, werden welche wegfallen“, bestätigt auch Thorsten Klute das Problem. Schon mehrfach habe man beantragt, die Übernahme der Tarifabschlüsse zu refinanzieren – aber sowohl in den Landes- wie auch Bundesmitteln sei derzeit nicht genug Geld dafür vorhanden. „Ohne zusätzliche Gelder werden wir aber die Krise verschärfen“, sagt Klute.


Dazu kommt der Fachkräftemangel. Um ihm entgegenzuwirken, müssen bessere Rahmenbedingungen für das Personal geschaffen werden, es müssten mehr Kräfte ausgebildet werden. Aber auch hier passt die bestehende Struktur nicht zur Realität. Eine Berücksichtigung von Abwesenheitszeiten der Mitarbeitenden in der Personalberechnung fehlt und führt zu Engpässen. Bei bis zu durchschnittlich 62 Abwesenheitstage bei 220 Arbeitstagen fehlen geschätzt in einem Team von nur 10 Mitarbeitenden im Schnitt täglich 2,81 Personen. Außerdem sind im KiBiz keine Aufstiegsmöglichkeiten vorgesehen, auch kein finanzieller Ausgleich für Stellvertretungen für Leitungen oder Gruppenleitungen. Dazu kommt die nicht ausreichende Refinanzierung von Ausbildungsplätzen und eine Fördermittelvergabepraxis, die keine langfristige Planung ermöglicht.


Hier wünschen sich die Verantwortlichen einen Weg aus dem Förderdschungel der umfangreichen Antragsverfahren und Verwendungsnachweise. „Außerdem brauchen wir eine schnelle Anerkennung ausländischer Schulabschlüsse und Qualifikationen, von vier ausländischen Interessenten, die bei uns in diesem Jahr anfangen wollten, sind allein zwei abgesprungen, weil es ihnen zu lange gedauert hat, bis die Papiere kommen und sie an anderen Stellen schneller in die Arbeit einsteigen konnten“, berichtet Trägerverbund-Geschäftsführerin Marlene Ens.

Ralph Brinkhaus sieht auch die Politik in der Pflicht, stärker zu Proirisieren um den Krisen entgegen zu wirken. Bild: Ev. Kirchenkreis Halle


„Das diese Probleme und Herausforderungen da sind, ist richtig. Die Lage ist schwierig, das ist klar. Wir sollten das auch nicht klein reden, aber mit einer besorgten Besonnenheit an sie herangehen“, rät Ralph Brinkhaus und übt zugleich auch ein wenig (Selbst-)Kritik: „Banken- und Coronakrise, Krieg und Energiekrise, alles kommt derzeit zusammen und die Leute sind einfach komplett überfordert und fertig – und da ist auch die Politik gefordert, die überhaupt nicht in der Lage ist, zu priorisieren, sondern alle Probleme versucht gleichzeitig anzugehen.“

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