Zukunftsperspektiven schaffen

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Kitas des Ev. Kirchenkreises Halle protestieren in Düsseldorf und vor Ort

Mit einem Zug durch Borgholzhausen machen die Kinder und Erzieherinnen der Kita Sonnenschein auf die prekäre Lage aufmerksam. Bild: Kita Sonnenschein


Reduzierung von Öffnungszeiten, Schließung von Angeboten und drohende Insolvenzen: Die soziale Infrastruktur in NRW steht an einem Kipppunkt. Mit der Kampagne „NRW bleib sozial!“ fordert die Freie Wohlfahrtspflege NRW die Politik auf, sich für eine umfassende Verbesserung der Situation der sozialen Träger einzusetzen. Den Auftakt machte eine Kundgebung vor dem Landtag in Düsseldorf.

Der Trägerverbund für Kitas des Evangelischen Kirchenkreises Halle hatte sich bewusst gegen eine Teilnahme aller seiner Einrichtungen in Düsseldorf entschieden. „Wir sind nur mit einer kleinen Delegation nach Düsseldorf gefahren und haben dort mit rund 25.000 Menschen protestiert, ebenso nach Bielefeld, wo die Freien Träger der Kitas zu einer Demo zur gleichen Zeit eingeladen hatten“, erklärt Geschäftsführerin Marlene Ens. „Ansonsten hätten wir unsere insgesamt 22 Kitas schließen müssen, was viele Familien so kurzfristig vor große Probleme stellen würde. Auch wenn wir in einer Krise stecken – wir sind weiter für die uns anvertrauten Kinder und ihre Eltern da“. Stattdessen haben die Kitas Aktionen vor Ort gemacht, um auf die Situation aufmerksam zu machen.  

Im Namen des Trägerverbunds für Kitas des Evangelischen Kirchenkreises Halle demonstrierten in Düsseldorf vor dem Landtag Geschäftsführerin Marlene Ens und ihr Stellvertreter Sven Borgsen mit. Bild: Ev. Kirchenkreis Halle

Die steigende Inflation hat dazu geführt, dass Sachkosten und Personalkosten für die Einrichtungen und Dienste in existenzbedrohender Weise angestiegen sind. Die öffentliche Finanzierung holt diese Kostensteigerung gar nicht oder nur sehr eingeschränkt nach. Mitarbeitende und Träger sozialer Angebote sind am Limit. Die Probleme sind vielschichtig: unklare Zukunftsperspektiven, unzureichende Refinanzierung, fehlende Standards und akute Personalnot. Die Bedingungen, unter denen soziale Arbeit geleistet wird, sind vielerorts prekär und unterfinanziert. In der Folge müssen viele Träger Angebote einschränken oder ganz einstellen.

Um auf das Problem aufmerksam zu machen, hatten sich die 22 Kitas des Kirchenkreises einiges einfallen lassen. In Borgholzhausen zog die Kita Sonnenschein von der Polizei flankiert mit Kindern, mitarbeitenden und Eltern gemeinsam unter dem Motto „5 Minuten für unsere Kinder“ durch die Gemeinde.

In Werther informierte sich unter anderem auch Bürgermeister Veith Lemmen (links) am Stand auf dem Rathausplatz bei den Mitarbeiterinnen der Kitas. Bild: Ev. Kirchenkreis Halle

Die Kitas in Harsewinkel standen gemeinsam mit einem Infostand vor dem Rathaus und klärten über die angespannte Situation auf. Auch in Werther hatten sich die Mitarbeitenden auf dem Rathausplatz positioniert, ebenso in Versmold. Viele Bürger nutzten die Gelegenheit, sich die Probleme näher erläutern zu lassen und unterschrieben auch eine Petition zur Stärkung der Kitas. 

In Halle und in Steinhagen gab es Protestaktionen direkt an den Kitas. Wer sein Kind in Steinhagen in eine der Einrichtungen bringen wollte, stand vor symbolisch verschlossenen Türen. Mit Flatterband hatten die Mitarbeitenden die Eingänge versperrt, um zu verdeutlichen, dass ein Kollaps des Systems und damit womöglich auch Kitaschließungen einhergehen werden.  

In Steinhagen wurden viele Eltern und Kinder von symbolisch versperrten Türen überrascht. Bild: Kita Arche Noah

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